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    R e i s e b e r i c h t-S e i t e  2
 
 
 
M e n u e
 
 
 
   
 
   
Nordschweden: Sarek-Nationalpark
 
 
 
   
    Am nächsten Morgen weckt mich die Sonne bereits früh, da sie erbarmungslos auf das Zelt brennt. Ich setze meinen Weg am Hang fort und mit jedem Schritt öffnet sich der Blick weiter in das unbeschreiblich schöne Tal des Rapaätno-Deltas mit dem markanten Tjakkeli-Felsen (im Bild rechts).  
 
  Mit zügigen Schritten eile ich talwärts. Der durch den Wind gepresste Schnee erleichtert mir das gehen, aber leider macht es meinen Schlitten auch zu einem eigenwilligen und unberechenbaren Begleiter. War es bisher stehts sein Wille gewesen meine Fahrt zu bremsen, so packt ihn nun zunehmend der Übermut. Er rutscht mir in die Fersen und versucht rechts oder links zu überholen. Alle mahnenden Worte von mir helfen nichts und so gelingt es meinem lieben Begleiter plötzlich beide Verbindungsschekel so zu verdrehen, dass sie sich öffnen und er ungebremst allein den Weg ins Tal antreten kann. Er springt geschickt über einige Bodenwellen und lässt sich erst nach etwa 200 Meter von einer größeren Schneewehe sanft stoppen. Gemeinsam erreichen wir dann wieder die Baumgrenze und damit auch tieferen Schnee. Deswegen bin ich froh als ich endlich den Fluß im Tal erreiche auf dessen durch den Wind wellenartig gepressten Schnee sich prima laufen lässt. Direkt unterhalb des Stuor-Skarki schlage ich mein Lager auf. Bei gutem Wetter steht für den morgigen Tag die Besteigung dieses 1719 Meter hohen Berges der eine schöne Sicht über das gesamte Tal verspricht auf dem Programm. Leider setzt in der Nacht wieder dichtes Schneetreiben ein, so dass am morgen ein Ersatzprogramm durch die Lagerleitung festgelegt wird. Zur Beruhigung der Mannschaft wird eine zweite Tasse Kaffee spendiert was unter diesen Bedingungen bereits ein extremer Luxus ist. Anschließend brechen wir (mein Schlitten und ich) auf zum Laddepakte (1537 Meter) der für den nachfolgenden Tag einen interessanten Aufstieg verspricht.
 
 
  Der nächste Morgen verspricht sonnig zu werden und so wage ich den Aufstieg. Meist grabe ich mich auf allen Vieren durch den tiefen Schnee den steilen Hang hinauf.
 
 
 
 
 
Oben angekommen ist es sehr windig
Aber in den kurzen Augenblicke in denen
Die Sonne durchkommt entschädigt der
Blick für alle Mühen und in einem Anfall
von Entzücken verballere ich einen halben
Film in den Nebel hinein.
 
 
 

Beim Abstieg über die flachere Nordroute gelange ich in Schneefelder in die ich trotz Schneeschuhe bis zur Hüfte einsinke. Nur langsam kann ich mich robbend daraus befreien. Zurück im Tal gehe ich auf dem Fluß in Richtung Lager zurück. Einmal mehr sacke ich mit den Schneeschuhen bis zur Hüfte weg. Als ich mich zum Aufstehen abstützen will greife ich mit beiden Händen ins Wasser. Im selben Augenblick läuft mir auch bereits die Suppe von oben in beide Stiefel . Schnell wälze ich mich zur Seite um die Füße aus dem Bach zu ziehen, aber voll ist voll. Ich wringe schnell die Socken aus und gehe dann zum Zelt zurück. Auf dem Weg dorthin fällt mir die Geschichte von Jack London ein über einen Mann in Alaska ein, der bei Minus 50°C in einen Bach einbricht und anschließend beim vergeblichen Versuch Feuer zu machen langsam steifer wird und erfriert.

Nun Minus 50°C habe ich nicht gerade aber Minus 10°C kann auch schon unangenehm sein. Ich habe die Hoffnung, daß bei gutem Wetter beim Wandern alles wieder trocknet. Am nächsten Morgen stellt sich mir nun die Aufgabe die nassen Klamotten die inzwischen hartgefroren sind gangbar zu machen. Die nassen Fleecehandschuhe lassen sich beim Brotbacken noch ganz gut am Topfdeckel trocknen. Mit den Stiefeln wird es schon schwieriger. So hart gefroren wie die sind bekomme ich gar keinen Fuß hinein. Also fülle ich kochende Wasser in meine Siggflasche und stecke sie in die Stiefel. Nach dem Frühstück sind die Stiefel so weit angetaut, dass ich die Füße hineinbekomme. Nach der ersten Stunde wandern sind dann die Schuhe so weich, dass sie sich auch schnüren lassen. Nach einer weiteren Stunde beginnen die Füße an zu kribbeln und zeigen an das sie jetzt auch wieder am Leben teilnehmen.

 
 
  Gletscherüberzogene Gipfel säumen meinen
Weg. Tagsüber ist die Sonne so warm, dass
Ich die nassen Schuhe vergesse und das
einzigartige Panorama genießen kann.
 
 
 
 
 
Obwohl es tagsüber so warm ist, dass ich im T-Shirt laufe, fällt nach Sonnenuntergang das Quecksilber im wahrsten Sinne des Wortes ins Bodenlose. Zwanzig Minuten nach Sonnenuntergang Minus 25°C. Eine Stunde später Minus 30°C. Die Sonne hat jetzt Ende März doch schon viel Kraft, denke ich und rolle mich in meinen Schlafsack.
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  Beim weiteren Abstieg in Richtung Stora Sjöfallet kommt mit den Bäumen auch der tiefe Schnee wieder. Des öfteren sacke ich mit den Schneeschuhen so weit ein, dass der von hinten nachschiebende Schlitten mich lang hinschlagen lässt. Bei solch einem Manöver bricht dann auch noch eine meiner Zugstangen und ein Weilchen später der Rahmen meines rechten Schneeschuhs. Trotz der Schneeschuhe stehe ich oft bis zur Hüfte im Schnee. Weil das Vorwärtskommen so unendlich anstrengend ist schiebe ich ab jetzt den Schlitten und lege mein Gewicht mehr auf den Schlitten als auf die Schneeschuhe. Mit dieser Technik kann ich meine bisherige Geschwindigkeit von 300 Meter pro Stunde deutlich steigern. So erreiche ich am Abend das Seeufer. Am darauf folgenden Morgen führt mich mein Weg am Ufer des Sees entlang. In der Mitte ist der See zwar weiträumig offen so dass die von mir ursprünglich geplante direkte Querung unmöglich ist, aber am Rand scheint das Eis dick genug um mich zu tragen. Als allerdings der Störfjallet Wasserfall näher kommt beginnt das Eis unangenehm zu knacken, so dass ich den See verlasse und den Wasserfall etwas oberhalb überklettere.
 
 
  Über die scharfkantigen Felsen zwischen den
einzelnen Eisflächen balanciere ich mit Schneeschuhen so gut es geht. Auf dieser Strecke leidet mein Schlitten sehr stark aber es sind ja auch für ihn die letzten Meter.
 
 
 
  Gegen 14:00 Uhr erreiche ich die Zivilisation und damit die Busstation. Leider fährt pro
Tag nur ein Bus und der auch noch vormittags. Da für mich innerlich die Tour inzwischen beendet ist nehme ich mir ein Zimmer, genieße die heiße Dusche erkenne den Vorteil beim Essen einen Tisch und Stühle zu nutzen und gönne mir abends an der Bar ein kühles Bier. Am nächsten Morgen habe ich Glück das die anderen Leute früh Krach machen als sie mit Ihren Hundeschlitten zu Ihrer Tagestour starten. Erst als ich bereits beim Frühstück sitze und mich über den bereits kalten Kaffee und das abgekühlte Ei wundere stelle ich fest, dass inzwischen bereits auf Sommerzeit umgestellt wurde und ich dadurch mit meinem Zeitplan um eine Stunde hinterherhinke. So bleibt mir zwar nur wenig Zeit die kulinarischen Wunder dieses reichhaltigen Frühstücksbufetts zu genießen aber ich kriege wenigstens den Bus nach Gällivari und von dort den Zug der mich zurück in die verregnete norddeutsche Heimat bringt.
 
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Letzte Aktualisierung: 12.01.05
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