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Uummannaq-Fjord - Mit dem Faltboot zwischen Eisbergen und Walen
 
 
 
  Südlich davon finden wir einen herrlichen Lagerplatz mit Blick auf beide Gletscher. Der Südwind der letzten Tage hat auf dieser Seite die Küste nahezu eisfrei gemacht. Viele Fischer nutzen die Gelegenheit und fischen mit ihren kleinen Motorbooten zwischen den Eisschollen mit langen Leinen nach Heilbutt und anderen Fischen in dem Nährstoffreichen Wasser.
 
 
 
Gastfreundlich wie die Grönländer sind bot uns dieser Fischer gleich ein Stück seines Fangs zum Kosten an. Normalerweise bin ich kein Freund von rohem Fisch. Aber wenn er so frisch ist, wer kann dazu schon >Nein< sagen.
 
 
  Für uns bietet sich die seltene Gelegenheit bis ans Ende des Fjords vorzudringen und von dort aus zum Inlandeis zu gelangen. Doch leider schlägt der Wind in der Nacht auf Nord um und so sind wir froh, noch genügend offenes Wasser zu finden um dem ständig zunehmenden Treibeis zu entkommen. Wir setzen unsere Reise Richtung Ikerasak fort, wo wir zwei Tage später auf Jorgen treffen. Jorgen ist Däne, und lebt bereits seit 25 Jahren hier in Grönland. Er versucht die Traditionen und Weisheiten der Inuit zu erhalten und an die Jugend weiterzugeben. Seine Lebensgefährtin ist Inuit und hat noch viel Gespür für die Vorgänge in der Natur dem ursprünglichen Lebensraum dieser Menschen. Viel Zeit verbringt Jorgen mit der Haltung von Schlittenhunden, die hier nördlich des Polarkreises wie selbstverständlich zu jedem Haushalt dazugehören wie bei uns ein Auto oder Fahrrad. Im Sommer lebt er und seine Lebensgefährtin in einem traditionellen Sodenhaus am Rande des kleinen Ortes.
 
  Die Sodenhäuser bestehen aus kleinen Holzhäusern die durch eine dicke Schicht Torf (Grassoden) von außen gegen die arktischen Wintertemperaturen isoliert werden.
 
 
 
  Hier liegt auch sein kleines weißes Grönlandkajak, das er wie einige andere im Ort noch immer zur Jagd auf Robben benutzt. Gerne hätte ich mit diesem Boot einmal eine Probefahrt gemacht, doch ich fürchte zum Einstieg in die enge Luke hätte ich mir vorher die Beine brechen müssen.
 
 
 
 
Die Konstruktion ist sehr ähnlich dem unseres Faltbootes. Ein Holzrahmen der mit einem Tuch überzogen und mit einer Art Lack wasserdicht wird. Sehr schmales seetüchtiges Kajak das vor allem für die lautlose Jagd auf Robben genutzt wird.
 
 
  Bei unserem kleinen Rundgang über die Insel stopft sich Jorgen bei jeder Gelegenheit irgendwelche Kräuter oder Blumen in den Mund und erklärt uns welche Pflanzen bei den verschiedenen Krankheiten helfen. Als wir uns nach zwei Tagen von ihm verabschieden, überreicht er uns beiden je eine handgeknüpfte Glückskette aus Glasperlen und eine Schneehuhnkralle mit einer besonderen Bewandtnis: >Wenn wir diese Schneehuhnkralle bei uns tragen bekommen wir nie wieder kalte Füße<. Nach unserer Erfahrung hilft’s nicht immer - aber es schadet auch nicht.
Unser Weg führt uns ein Stück Richtung Norden wo wir in einer geschützten Felsenbucht die Ruhe genießen. Von den umliegenden hohen Felsen bietet sich ein gigantischer Blick nach Westen über die Felswände der Storoen-Island bis hin zur Insel Uummannaq in der Ferne. Stundenlang sitzen wir hier in der Sonne und halten nach den Blasgeräuschen und dem Auftauchen von Walen Ausschau. Oftmals dringen die Blasgeräusche zu uns herüber doch aufgrund der großen Entfernung sind die Wale bereits abgetaucht wenn die Geräusche bei uns ankommen.
 
 
  Nicht einmal Mücken stören in diesem Jahr unsere Ruhe. So sitze ich stundenlang in kurzer Hose auf den hohen Felsen und genieße die absolute Stille und den endlosen Blick in die Ferne.
 
 
 
  Mehrfach gelingt uns aber dennoch die Tiere auf ihrem Weg zwischen den Eisbergen mit dem Fernglas zu beobachten.
In den nächsten Tagen setzen wir unseren Weg am Südufer von Storoen-Island Richtung Uummannaq fort. In den steilen Felswänden, die direkt am Wasser bis in eine Höhe von 1200 Meter aufsteigen, nisten zahlreiche Vogelarten. Trotzdem müssen wir einen deutlichen Abstand halten, da immer wieder Gesteinsbrocken in die Tiefe rauschen. Das Wetter ist etwas unbeständig geworden und so schlagen wir nur acht Kilometer vor Uummannaq noch einmal ein letztes Lager auf. Für die abschließende Überfahrt wollen wir auf den nächsten Tag und ruhigere Bedingungen warten. In der Nacht aber nimmt der Wind zu und mutiert zum Sturm. Die sonst bewegungslosen Eisberge erreichen jetzt, angetrieben durch den kalten Wind vom Inlandeis, Geschwindigkeiten von mehren Stundenkilometern. Gischt überspült die Eisberge und Felsen am Ufer.
 
 
  Bei diesem Wetter zeigt sich auch keines der Fischerboote mehr auf dem Wasser.
 
 
 
  Wellen von mehreren Metern Höhe haben sich inzwischen aufgebaut. Wir sichern unser Hab und Gut im Windschatten der Felswände und überlegen wie wir den Rückflug von Uummannaq in zwei Tagen noch realisieren können. Mit dem Funkgerät versuchen wir Kontakt mit Fischern und mit Uummannaq aufzunehmen. Da bei diesem Sturm keine Fischer mehr unterwegs sind, leider ohne Erfolg. Irgendwann meldet sich eine Radiostation aus 200 Kilometern Entfernung. Über Telefon wird eine Verbindung zum Hotel in Uummannaq hergestellt. Dort versucht man für den nächsten Tag eine Rückholaktion zu organisieren. Wir bereiten daraufhin alles für einen kurzfristigen Aufbruch vor. Das Faltboot wird zerlegt und alles so weit wie möglich in Säcke verpackt. Der Sturm pfeift weiter über die Wellenberge und nur einmal sehen wir einen größeren Frachter in der Ferne zwischen den Wellen taumeln. Zur verabredeten Zeit nehmen wir über Funk wieder Kontakt mit Uummannaq auf. Zu unserer Bestürzung erhalten wir lediglich die kurze Antwort: >Zur Zeit keine Abholung möglich, da beim derzeitigen Seegang zu gefährlich<. Wir sitzen im strömenden Regen auf unseren Packsäcken und sehen unseren Rückflug und damit auch den Anschlussflug nach Kopenhagen in der Ferne entschwinden. Wir suchen Schutz in einer kleinen Hütte die hier von den Fischern zurückgelassen worden ist und überlegen wie wir mit der neuen Situation umgehen sollen.
 
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Letzte Aktualisierung: 09.08.04
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