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Am
28. September ging es in aller Fr�he los, da man aufgrund der Ereignisse
vom 11. September und der damit verbundenen erh�hten Sicherheitskontrollen
zwei Stunden vor dem Abflug einchecken sollte. Tats�chlich waren
die Schalter f�r diverse Teutonen-Grill-Fl�ge schon um sechs Uhr
morgens hoffnungslos �berlaufen, am Schalter f�r den London Zubringerflug
herrschte hingegen g�hnende Leere. Nach zwei gem�tlichen Stunden
in der Launch ging es dann endlich los. Nach weiteren zwei Stunden
Ankunft in London Heathrow. Die Dimensionen dieses Flughafens sind
wirklich gewaltig, selbst der Frankfurter Flughafen wirkt im Vergleich
dazu wie ein Provinzflughafen. Wir sind fast 20 Minuten gerollt,
bis wir an unserem Terminal (einer von vier!) angekommen sind. In
London traf die Reisegruppe dann zusammen: Max aus D�nemark, Rainer
und Peter die von D�sseldorf gestartet waren, und die beiden M�nchener
eben, Michael und meine Wenigkeit.
Heathrow ist
augenscheinlich von (kleinen) asiatischen Architekten geplant worden:
Deckenh�he ca. zwei Meter, unter einem der vielen Leuchtschilder
und - Reklamen maximale Kopffreiheit von 1,75 Metern. Der Kopfschmuck
der vielen indischen M�nner l��t sich hervorragend als praktischer
Selbstschutz interpretieren... ;o). Dann ging es mit der BWIA (Britisch
Westindies Airline) weiter, der Karibik entgegen. Bei unserer Zwischenlandung
nach zehn Stunden Flug auf Antigua war die dr�ckende schw�l warme
Luft eine angenehme Abwechslung gegen�ber der abgehangenen Kabinenluft.
Unter der Tragfl�che unserer Boeing 737 der >>new
generation<<, die zumindest im Innenraum
schon etwas zusammengest�ckelt wirkte, tropfte es gewaltig, Kerosingeruch
machte sich breit. Da wir gl�cklicherweise wieder einsteigen mu�ten,
blieb nicht viel Zeit weiter dar�ber nachzudenken, oder gar auf
komische Gedanken zu kommen... Der anschlie�ende einst�ndige Weiterflug
nach Port of Spain (Tobago) war sehr angenehm, da jeder der wenigen
verbliebenen Passagiere nun eine Sitzreihe f�r sich beanspruchen
konnte. Und etliche nutzten die M�glichkeit, die Perlenschnur von
Karibikinseln unter uns an einem Fensterplatz zu genie�en. (Hat
irgend jemand gute Ausreden / Erkl�rungsans�tze f�r >>tausche
Karibikurlaub mit Halbpension gegen dreieinhalb Wochen Schlamm,
Kriebelm�ckenwolken, und corned beef und Dosen-Sardinen am St�ck?<<).
Der Landeanflug auf Port of Spain war auch Klasse: In >>Griffweite<<
am Gebirgsmassiv im Norden der Stadt vorbei, mehr oder weniger >>kniehoch<<
�ber die Stadt hinweg, und Landung in den ausgedehnten K�stens�mpfen...
(Manchmal k�nnen Fensterpl�tze nachteilig sein).
Der Anflug
erfolgte in der >>D�mmerung<<,
d.h. als wir gelandet waren, war es bereits stockfinster. Dies ist
typisch f�r S�damerika: Nach dem Sonnenuntergang wird es schlagartig
dunkel, die D�mmerung dauert h�chstens 15 Minuten. Der zeitlichen
Verlauf der D�mmerung l��t sich im �brigen auch sehr gut mit unbewu�t
in der D�mmerung angefertigten Foto- / Diaserien dokumentieren:
die Brillantz der Farben schwindet, macht einem zart ansteigenden
Grau Platz, und mit etwas Gl�ck ist das letzte Bilder der Serie
tats�chlich schwarz. Nach �ber 20 Stunden Reisezeit, war die nun
folgende dreist�ndige Wartezeit auf den Weiterflug nach Guyana eine
echt Tortur; wir konnten uns kaum noch wach halten. Unter freundlichem
R�tteln und Sch�tteln der Stewardessen folgten wir den obligatorischen
Sicherheitshinweisen. Eine Stunde sp�ter dann Ankunft auf dem Timerhi
International Airport in Guyana. Die Ankunftshalle roch nach frischer
Farbe, die - im Vergleich zu der neuen und sachlichen Ausstattung
in Port of Spain - schon eher den Erwartungen von >>Karibik<<
entsprach: Knalliges Gelb kombiniert mit einem saftigen Gr�n, es
fehlte nur noch der Reggae und Zollbeamte mit Rasta-Locken.
Der Fahrer,
der uns ins Hotel bringen sollte, wartete schon. Und da Timerhi
International Airport leider nicht zwischen Reis-, Zuckerrohrfeldern
und den K�stens�mpfen lag, hatten wir noch etwa eine Stunde Zeit,
Guyana bei Nacht zu bewundern, und erste Eindr�cke zu sammeln. Gegen
ein Uhr morgens kamen wir dann ziemlich auf dem Zahnfleisch in Georgetown
an, die Zimmer waren schnell bezogen, die Betten himmlisch, und
die Nacht viel zu kurz. Denn p�nktlich um halb sechs Uhr r�hrte
eine leicht leiernde Gospelkassette los, die von einer Nachw�chterin
inbr�nstig begleitet wurde. Von da an wu�ten wir: Jesus loves us
. . . NOT !!!
Wenigstens
kamen wir so nicht zusp�t zum Fr�hst�ck, und englisches Fr�hst�ck
ist f�r den, der es nicht kennt auch eine v�llig neue Erfahrung:
Spiegeleier mit dem ber�hmten Toastbrot, das schon in der Hand auseinanderf�llt,
kombiniert mit Melone, Salat & Tomaten sowie etwas Marmelade. Ach
ja, nicht zu vergessen die f�r S�damerika - dem Land des Kaffees
- typischen Nestle Instant Br�he (Drei Wochen >>warmer<<
Entzug f�r mich: kein guter Bohnenkaffee). Am Samstag stand viel
organisatorisches auf dem Programm, den Vormittag verbrachten wir
mit Einkaufen f�r den bevorstehenden Trip ins >>Hinterland<<.
Begleitet wurden wir von Steve, einem Guyanesen, den Rainer vor
zwei Jahren kennengelernt hatte. Am Nachmittag trafen wir Jerry,
unseren Fahrer, besprachen Einzelheiten der geplanten Route, und
wurden abends von Steve und seiner Frau Michele bewirtet. Es war
eine sehr interessant Mischung aus indischer und karibischer K�che,
typisch f�r dieses Land: etwa die H�lfte der Bev�lkerung sind Inder,
die nach dem Ende der britischen Kolonialzeit im Land geblieben
sind. Den anderen gro�en Bev�lkerungsanteil stellen ehemalige schwarzafrikanische
Sklaven, mit stark karibischem Einschlag (Im Vergleich zu den Negern
[1] aus Brasilien).
Fazit zum Essen: miam! Am n�chsten morgen ging es dann in aller
Fr�he los in den S�den des Landes. Nachdem wir ja vor kurzem unsere
Knochen in einem 25-st�ndigen Origamikurs trainiert hatten (Hinflug),
falteten wir unsere Knochen mit einer eleganten Leichtigkeit so
klein zusammen, da� wir zu siebt im Jeep Platz fanden. Das Auto
glich einem �berdimensionalen Kamel, das unter der immensen Dachlast
auf Teerstra�en gewaltig schlingerte.
Zum Gl�ck war
die Asphaltstra�e nach zweist�ndiger Fahrt zu Ende, und wich einer
immer schlechter werdenden Lateritpiste, der wichtigsten, weil einzigen,
Verbindung in den S�den des Landes. Den �beraus reizvollen Origamifiguren,
die wir bereits kannten, konnten wir in einem 14-st�ndigen Workshop
f�r Fortgeschrittene weitere spannende hinzuf�gen, und die Falttechnik
entscheidend verbessern (jammer). F�r etwas Kurzweil sorgten die
vier Reifenpannen, auch das Gastgeschenk f�r Jerry (Tragbare Luftpumpe
f�r Zigarettenanz�nderbetrieb im Auto) erwies sich als n�tzlich,
da Loch Nummer eins ja noch >>unter
dem Auto hing<<, die n�chste Vulkanisierstation
jedoch noch einige Reifenf�llungen entfernt war. Die vierte Reifenpanne
ereilte uns gegen Mitternacht, zehn Minuten vor dem Ziel Lethem.
Platten und Reserverad zierten faustgro�e L�cher, so da� Jerry loslief,
um den Dorfmechaniker f�r ein >>neuen<<
Reifen aus dem Bett zu scheuchen. Nach einer halben Stunde waren
die drei wieder da, es folgte ein spannendes Reifenwechselman�ver:
Das Ersatzrad war ein alter Landrover-Reifen, etwa halb so schmal
wie die Schlappen, die montiert waren. Einfache Rechnung: Platten
an Vorderachse + Reserverad halb so breit = Lenken als neue Grenzerfahrung.
L�sung: (Vorderrad schon abmontiert + schmaler Reifen f�r Hinterachse)
+ n�tiger breiter Reifen f�r Vorderachse =[Zusammenfassen & Ausklammern
!] = Vorderachse auf 19er Gabelschl�ssel stellen + an Hinterachse
schmales Rad montieren = breiter Reifen f�r Montage an Vorderachse.
Probleme? Nein? O.k. dann weiter zum Hotel nach Lethem.
In Ermangelung
von Gospelkassetten und stimmgewaltiger Nachtw�chterinnen konnten
wir sogar ausschlafen, welch Wohltat. Lethem liegt bereits sehr
weit s�dlich am Takutu River, dem Grenzflu� zu Brasilien. Da die
>>Stra�enverbindung<<
nach Norden nicht das ganze Jahr passierbar ist, wird die Gegend
hier im S�den haupts�chlich mit G�tern aus Brasilien versorgt. Neben
dem besseren Bier (Antartika) geh�ren leider auch Softdrinks der
Marke Busta dazu, mit so herrlichen Geschmackssorten wie Kokosnu�
oder Bananen. Bei Busta handelt es sich um eine Art verfl�ssigten
Sirup in spannend leuchtenden Farben, in dem ein L�ffel aufgrund
der hohen Dichte des Mediums nicht umgippen kann. Weitere Verwendungsm�glichkeit:
hochwertigster Kontakkleber f�r jeden erdenklichen Untergrund. Den
n�chsten Tag erholten wir uns beim Fischfang im �rtlichen Bad und
Autowaschstra�e, dem Tabatinga Creek am Stadteingang von Lethem.
Endlich wieder im Aquarium schwimmen! Das Wasser war klar, da� Schnorcheln
eine Freude. Am sp�ten Nachmittag holte Jerry f�nf aufgedunsene
Europ�er zum Abendessen ab. Hier w�re sogar Tilly mit ihrem Latein
/ Sp�lmittel am Ende gewesen.
Am n�chsten
Morgen klappten wir uns zu einem weiteren spannend Jeeptag zusammen.
Und damit es nicht langweilig wurde, ein weiterer Mitfahrer samt
Gep�ck, und Lebensmittel / Benzin f�r die einw�chige Svannen-Tour.
John, ein Waiwai-Amerindian aus Lethem, zog es aus unerfindlichen
Gr�nden vor, auf dem Dach mitzureisen (die Szenerie erinnerte an
>>Prinzessin auf der Erbse<<).
Statt Lateritpiste folgte eine Tagesreise auf Sandpiste. Konnten
wir in der Nacht zuvor die grandiose Savannenlandschaft nicht sehen,
sahen wir heute ein scheinbar endloses Grasmeer, in das ein Titan
scheinbar wahllos Kegelberge, Findlinge und Palmen gestreut hatte.
Wir umfuhren die Kanuku-Mountains, kreuzten Pisten von >>nirgendwo
nach dahin<<, bogen manchmal nach >>dorthin<<
ab und erreichten gegen Mittag den Rupununi, einen der gr��eren
Fl�sse in Guyana. Wir queren ihn (es gibt keine eigentliche Furt,
man f�hrt halt durch den Flu�) und erreichen Dadanawa, die gr��te
Ranch des Landes. Nach einem kurzen Erfrischungsaufenthalt (Wir
wissen: Busta meiden!) im Ranch Store geht es weiter Richtung S�den.
In den n�chsten
Tagen unternehmen wir verschiedene Ausfl�ge rund um das Dorf, das
eigentlich fast nur aus den drei gro�en Schulgeb�uden zu bestehen
scheint, und eben dem Medizincenter. Tats�chlich hat Karaudanwau
950 (!!!) Einwohner, und es scheint, als genie�e ein Gro�teil der
Einwohner stets in vollen Z�gen die gro�e Pause. Das Dorf als >>feste
Einheit<<, so wie wir es von uns gew�hnt
sind, existiert nicht. Es sind viel mehr �ber die Ebene verstreute
kleinere Geh�fte und H�tten. Unter anderem werden hier Peanuts angebaut,
und nach dem Genu� der frischen Peanuts und Cashew - N�sse, wei�
ich endlich, wie ranzig das Zeug, das uns alle Jahre wieder angeboten
wird, wirklich ist. Nach drei Tagen Corned Beef und Dosensardienen
geht es dann gl�cklicherweise zur�ck Richtung Dadanawa. Dort warten
echte Betten, und ein wa(h)r(m)es Mahl! Bevor wir jedoch die Ranch
erreichen, �bernachten wir noch an einem Flu�, dem Arakwai. Nachdem
mein Kreuz nach eineinhalb N�chten in der H�ngematte bereits Freudenspr�nge
macht (in der ersten Nacht bin ich irgendwann ins Auto ausgewandert,
um halbwegs gerade liegen zu k�nnen, und den Holzf�llern zu entfliehen,
die an den Tragebalken s�gten)), freue ich mich schon auf das >>Stofflaken<<
in der Uferb�schung und den ca. 1,5 Meter darunter befindlichen
Granitbrocken. Im Gegensatz zu meinen Bef�rchtungen war dies jedoch
die erste gem�tliche (!) und durchgeschlafene (!!!) Nacht. Es macht
halt doch einen Unterschied, wer die H�ngematte aufh�ngt, bzw. wie
sie aufgeh�ngt wird. Aber dank John kann ich es jetzt auch (Mir
war stets schleierhaft, wie man sich in einer U-f�rmigen Position
diagonal in eine H�ngematte legen kann. Das ist aber gar nicht so
schwer, wenn man die H�ngematte nicht schon U-f�rmig aufh�ngt...
). Am n�chsten morgen fingen wir dann unser Fr�hst�ck ein: Ich hatte
ja schon in Franz. Guyana versucht, mit diesen putzigen kleinen,
sechsbeinigen Gesellen Freundschaft zu schlie�en. Arthropoden sind
zwar stark, wie ich seit den Grundvorlesungen aus dem Bio-Studium
wei�, aber trotz eifrigster Bem�hungen haben sie es dann doch nicht
geschafft, Steves Rucksack mit den Fressalien wegzutragen. Also
haben sie folgerichtig erst einmal das Gewicht des Rucksacks reduziert,
und in kleinen Portionen weggetragen...
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